Zugegeben, auf dem Podium eines Biathlon-Weltcups war das Team des US Biathlons lange nicht mehr vertreten. Susan Dunklee wurde 2020 sensationell Vizeweltmeisterin, Clare Egan belegte 2019 in Oslo Platz 3. Und doch lassen die Entwicklungen der letzten Jahre aufhorchen. Die größte Aufmerksamkeit galt dem erst 22-jährigen Campbell Wright. Der gebürtige Neuseeländer, der aufgrund seiner amerikanischen Eltern vor zwei Jahren in das Team der Amerikaner wechseln konnte, lieferte sich im vergangenen Jahr nach einem schwierigen Saisonstart zum Finale in Nove Mesto ein packendes Duell mit der Weltspitze des Biathlons – und landete sensationell auf Platz 7. Noch vor seinem Wechsel in die USA gewann Campbell die U23-Weltmeisterschaft – und das als Teil eines Teams, in dem sich Athletinnen und Athleten kleiner Nationen zusammenschließen. Campell nennt das Team – bestehend aus Ländern wie Chile, Brasilien und Neuseeland – liebevoll „The Refugee Team“. Doch als Teil des US Biathlons genießt Campbell den Zugang zu besseren Trainingsbedingungen, einer erleichterten Infrastruktur und vorallem des sehr familiären Umfelds von Trainerstab, Wachstechniker, Athletinnen und Athleten. Denn eines wird einem spätestens in den frühen Morgenstunden in Vuokatti klar – der Weg bis zum sportlichen Erfolg ist nicht nur von Glamour geprägt. Da kommt der Stimmung im Team noch einmal eine neue Bedeutung zu.
Spannende Athletinnen und Athleten bringt auch das Programm „Project X“ hervor. Denn in den USA erfreut sich der klassische Langlauf-Sport – anders als in Deutschland – deutlich größerer Popularität als Biathlon. Zurückzuführen ist das auf die stark subventionierte Einbindung in das amerikanische Bildungssystem. Sportarten, die im College ausgeübt werden, spielen national eine übergeordnete Rolle. Ziel des „Project X“ ist es daher, jungen Langlauf-Talenten mit dem Einstieg in die Welt des Biathlons neue Karrierechancen zu ermöglichen. Ein gutes Beispiel hierfür ist Margie Freed, die in der vergangenen Saison erstmals zur Waffe griff und am Ende der Saison im IBU-Cup das beste Ergebnis einer US-Amerikanerin einfuhr. Oder Luci Anderson, die erst im Frühjahr 2024 Biathlon für sich entdeckte und nach einem intensiven Trainingslager im Sommer nun das erste Mal im Schnee am Schießstand stehen wird.